Warum schmücken eigentlich grüne Blätter in wechselnden Bildern das Banner dieser Webseite? Was haben diese Blätter mit mir zu tun? Ich bin ja kein Gärtner, ich arbeite in der IT und die Seite hier spricht auch nicht unbedingt dafür, dass ich ein engagierter Umweltaktivist bin.
Stimmt. Das bin ich tatsächlich nicht.
Dennoch, ich mag unsere Umwelt, ich liebe die Natur, ich liebe das satte Grün der Bäume und Wiesen im Sommer, obwohl ich sie als Heuschnupfen-geplagter Allergiker auch manches Mal verfluche.
Ich wohne so ländlich, wie man in unserer Gegend kaum ländlicher wohnen kann. Nur gut 2 km vom nächsten Ort und allen Einkaufsmöglichkeiten entfernt, nur 10 Minuten bis zur nächsten Stadt, die den Namen Stadt auch verdient hat, und dennoch führt nur ein fast 500 Meter langer Feldweg zu unserem Haus, und auch der geht nur von einer schmalen Teerstraße ab, die auch nicht mehr als ein Zufahrts- und Verbindungsweg für ein paar Häuser und Gärtnereien ist.
Bei uns schauen die Rehe durchs Wohnzimmerfenster und knabbern die Pflanzen im Garten an, vielleicht manchmal ärgerlich aber deshalb mag ich die Rehe trotzdem. Und wenn die Riecke ihr Kitz das erste Mal über unsere Wiesen führt, dann ist das ein Anblick, der einem Freude macht und zugleich den Groll auf die Jäger in der Nachbarschaft erhöht, denn für die ist jedes Kitz was die industrielle Landwirtschaft mit den Silagemähern überlebt nur ein weiteres potentielles Reh zum Abknallen.
Ihre Argumentation, dass es zu viele Rehe gibt, weil so viele vor die Autos laufen, löst bei mir spontanen Brechreiz aus. Die Überlegung, dass der ständig zunehmende Verkehr, der Abbau natürlicher Flächen, die immer weiter fortschreitende Industrialisierung der Landwirtschaft alleine dafür sorgt, dass mehr Rehe vor Autos laufen, auf diese Idee scheint keiner zu kommen. Da müssen dann eher noch mehr Rehe abgeknallt werden, um des deutschen wertvollstet Gut, sein Auto zu schützen.
Ich freue mich dagegen über jedes Reh, was ich entdecke, beobachte gerne beim Spaziergang über unsere Wiesen die Hasen die mühsam versuchen ihre langen Löffel im Gras zu verbergen oder sehe dem fetten Fasan zu, der im Wettkampf mit unserem eigenen Hahn den alten Eichenstamm auf der Wiese krakeelend als sein Revier markiert. Junge Schwalben jagen in noch etwas unbeholfener Weise Insekten hinterher und junge Bussarde schreien vom Sonnenaufgang bis zum Sonnenuntergang „Mama, ich will mehr Mäuse!“. Eichhörnchen hüpfen durch unsere Bäume und der Fischreiher klaut unsere Goldfische (es sind sowieso viel zu Viele) aus dem Teich. Hornissen brummen sonor durch die Bäume (nein die tun in Wahrheit gar nichts, lasst sie einfach in Ruhe), Falken jagen rüttelnd die Mäuse auf den Wiesen und nachts flattern Fledermäuse um die alte Scheune herum oder Eulen spucken ihr Gewölle vor unser Badezimmerfenster, wie der alte Vogelkasten darüber wohl so ein herrlicher Sitzplatz ist.
Und von der Grenze unseres Grundstücks, vom kleinen Wäldchen dort ausgehend über die Wiese mit den alten knorrigen Apfelbäumen bis hin zum Weihnachtsbaum vom letzten Jahr, der nun vor unserem Haus weiterwachsen darf, sehe ich überall grün.
Grün was ich mag, Umwelt die es wert ist erhalten zu werden und in der zu Leben ein Genuss ist. Ich mag kein Umweltaktivist sein, aber meine Seele ist ein Stück weit grün.
© 2016, DeBussy. All rights reserved.