IT-Historisches (persönlich)

Wer auf dieser Seite gelandet ist, in der Hoffnung, hier etwas über die IT-Geschichte zu lernen, den muss ich leider enttäuschen. Hier geht es mehr um mich und meinen Weg in die IT.

Nach meiner Ausbildung zum KFZ-Mechaniker (ja, damals hieß das noch so), dem Abitur in Bad Driburg und meinem Zivildienst ging es ins Studium. Lehramt für die Sekundarstufe II in den Fächern Germanistik und Theologie.

Wie kommt man dann also in die IT-Branche?

Nun ich gehöre noch zu der Generation, die mit C64, Atari und Co. aufgewachsen ist, aber im Gegensatz zu vielen meiner Freunde gab es diesen „neumodischen Kram“ bei uns zu Hause nicht. Was auch daran gelegen haben dürfte, dass für meine Eltern diese Themen in etwa auf derselben Stufe rangierten wie Versicherungsvertreter, Drückerkolonnen und Kinderschänder.

Wir sollten unsere Kindheit lieber mit „richtigen“ Dingen verbringen, hatten eigene Pferde, machten Sport, krochen durch die Wälder, gingen Wandern und spielten Instrumente. Dennoch blieb die ständige „Berührung“ mit Computern nicht gänzlich aus, hatten doch alleine Freunde und Bekannte längst o Kisten zu Hause stehen.

Trotzdem zog die C64 Ära ebenso wie Amiga und die Anfänge der x86-Ära noch so ziemlich an mir vorbei. Durch das Elternhaus geprägt gab man sein Geld auch eher für andere Dinge aus, als für Computer. Es folgte das Studium und in den ersten Semestern begann auch in den geisteswissenschaftlichen Fächern bei den eher weniger technikaffinen Studenten die Erkenntnis zu reifen, dass man mit einem Computer doch einiges mehr anstellen konnte, als mit einer Schreibmaschine. Die Mehrzahl der studentischen Ausarbeitungen wurden aber tatsächlich noch immer mit der Schreibmaschine geschrieben. Scripte gab es in gedruckter und gebundener Form vom Prof. und handschriftliche Notizen waren noch immer das Nonplusultra.

Vielleicht kennt der eine oder andere von Euch noch die Ära der Rubbellose. Die Zeit, als diese damals noch als „Neuheit“ an Lotto-Annahmestellen für 1,- DM verkauft wurden? Ich habe damals immer mal ein Los gekauft und mein Glück probiert, so auch an einem Sommertag 1994. Und dieses Mal war mir mein Glück tatsächlich hold. Ich gewann 5000,- DM, eine für die damalige Zeit wirklich ordentliche Summe, heute nach Inflationsausgleich und Preissteigerung durchaus mit 5000,- EUR vergleichbar.

Für mich war sofort klar, jetzt kauf ich mir endlich einen Computer!

Ich wusste aber auch, wenn ich nicht sofort losziehen und einen geeigneten Computer suchen würde, dann würde das Geld in studentischer Manier irgendwo versanden und der Computer wieder in weite Ferne rücken. Also mit der Gewinnbestätigung in der Hand die damals einschlägigen Geschäfte Vobis, Escom und Atelco abgeklappert, doch so richtig zufrieden war ich nicht. Obwohl selbst kaum Ahnung, schienen die Verkäufer ebenso wenig davon haben und vor allem an meinem Geld interessiert zu sein.

Und so stolperte ich über einen kleinen Laden, eher in einem Hinterhof gelegen, spezialisiert auf Firmenrechner (ehrlich gesagt eher eine Empfehlung meines Freundes Arne Behrendt von Schneiders & Behrendt). Hier fühlte ich mich nicht nur ernst genommen und gut beraten, sondern erwarb tatsächlich meinen ersten eigenen Computer. Einen 486er DX4 100, damals das absolute Topmodell konnte ich nun mein Eigen nennen. Mit NCR-RAID-Controller 3x 1 GB IBM Festplatten im RAID 5 und einer Dual-Monitor-Grafikkarte mit „sensationellen“ 4 MB von ATi hatte ich damals so ziemlich das Maximum an Performance, was man sich für das Geld hätte hinstellen können.

Berücksichtigt man die Schnelllebigkeit der IT-Branche vor allem zu dieser Zeit damals, so hat mir der Rechner bis zu seinem Ausfall durch unseren Wohnungsbrand 1996 tatsächlich stets gute Dienste geleistet und bewegte sich selbst da noch im gehobenen Mittelfeld der Leistungsskala, war aber nach dem Brand nicht mehr zu retten.

Und von da an, hatten mich die, damals noch hässlich grauen, kleinen Kisten fasziniert und die Zeit, die ich investierte mich mit Ihnen zu beschäftigen, wuchs täglich. Dennoch blieb es mit der „Ahnung von der Materie“ lange Zeit bei recht rudimentären Ansätzen und Klaus-Peter Wolf (nein nicht der Autor), ein guter Freund verbrachte manche Stunde bei mir, um meinen Computer irgendwie wieder hinzubiegen. Dass er dafür jedes Mal 40 Kilometer Fahrt in Kauf nahm, honorierte ich ehrlich gesagt nicht wirklich und so ging ihm der ständige Helpdesk Support in meine Richtung beizeiten ziemlich auf den Geist.

Und so kam es, dass ich mal wieder einen Freitagabend seine Hilfe in Anspruch genommen hatte, er mir zum gefühlt einhundertsten Male alles erklärt hatte. Und nach einem gemeinsamen Essen, er hatte sich bereits verabschiedet, setzte ich mich frohen Mutes wieder an meinen PC, bereit ihn aufs neue nur „zerbasteln“. Doch was war das??

Beim Starten des Rechners blinkte nur eine Fehlermeldung. Kein Betriebssystem, nichts! Das konnte doch nicht sein, wir hatten doch gerade….

Ein hilflos entsetzter Anruf bei KPW (Klaus-Peter Wolf) und eine ganz bittere Erkenntnis. Da hatte sich nicht etwa ein Fehler eingeschlichen, sondern KPW hatte tatsächlich absichtlich so gehandelt. Die Worte: „Jörg ich habe einfach keine Lust jede Woche zu Dir zu kommen, um Dein System zu reparieren und du lernst einfach nicht damit umzugehen, das geht so nicht. Ich hab es Dir ja genau gezeigt wie es geht, nun mach mal selbst, sonst lernst Du es nie!“ klingen mir bis heute in den Ohren.

Ihr könnt Euch vorstellen, ich war „not amused“ nein, ganz im Gegenteil, ich war sogar ziemlich sauer aber auch wirklich beleidigt. Und genau daraus zog ich meine Motivation. Es wäre doch gelacht, wenn ich das nicht hinbekommen würde. Also am nächsten Tag losgestiefelt und erst mal ein Buch über DOS, die Autoexec.bat und die config.sys gekauft und ran ans Werk. Und nach ein paar Stunden lief der Rechner dann tatsächlich wieder, wenn auch eher wie ein Sack Muscheln, wie man hier im Norden zu sagen pflegt. Also von Rundlauf konnte noch keine Rede sein. Aber immerhin ich konnte stolz einen Erfolg vermelden.

Am Freitag kam dann KPW erneut zu Besuch und erklärte mir noch einmal ausführlich alle Details und was ich alles falsch gemacht hatte. Ok, das war noch eine ganze Menge, aber ich lernte immerhin dazu. Wieder gab es ein gemeinsames Abendessen. Meine Freundin hatte mal wieder in der Zeit unserer IT-Session für uns gekocht und nachdem ich anschließend wieder in mein Zimmer kam.

….. NEIN, das darf doch nicht war sein! Ein blinkender Cursor.

Ein Griff zum Telefon (nein auch Handys hatte man damals noch nicht), und ein lässiger Spruch als Antwort. „Ich hoffe, Du hast Dir alles gut dokumentiert, was ich Dir erklärt habe! Viel Spaß, wir sehen uns nächste Woche, und dieses Mal machst Du es ganz alleine!“

Nun war ich wirklich sauer, und hatte wieder etwas gelernt, etwas was ich bis heute bei den meisten IT-Profis mehr als schmerzlich vermisse, eine brauchbare Dokumentation.

Ja und so begann sie, meine IT-Karriere. Bald schon hatte sich innerhalb des Semesters und dann auch in der gesamten Fakultät herumgesprochen, wenn du einen Computer brauchst, dann frag den Jörg, der kennt sich aus. Ich mag nicht der einzige gewesen sein, der sich zu der Zeit auch bei den Theologen oder Germanisten mit Computern beschäftigte, aber die Zahl hielt sich doch sehr in Grenzen und so litt das Studium immer mehr. Stattdessen baute ich für immer mehr Studenten Computer zusammen, installierte, optimierte und half und unterstützte. Ein Nebenjob bei einer Telemarketing-Agentur folgte, wo ich die Hausadministration beim Support der Paradox-Datenbank unterstützte und Eingabemasken mit Datenbank-Verknüpfungen erstellen durfte. Mein echter Einstieg in die IT. Nach einigen Monaten würde der Laden an Sykes einen damaligen Riesen im Bereich des Telemarketings verkauft und ich erhielt passend dazu das Angebot in der Weihnachtszeit in dem Laden auszuhelfen, wo ich bislang einen Großteil meines IT-Equipments gekauft hatte.

Aus dem Aushilfsjob in der Weihnachtszeit wurde eine dauerhafte Nebenbeschäftigung, die ein Jahr später in eine Festanstellung überging. Aber das ist eine andere Geschichte.

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