Zur Tour des heutigen Tages gibt es gleich zwei Karten aus Komoot.
Teil 1: Vom Startpunkt bis nach ’s-Hertogenbosch.
Ein Aufenthalt bei McDonald’s in ’s-Hertogenbosch zum Nachladen des Akkus und ein einsetzendes Unwetter mit Blitz und Donner und Regenmassen, die den ganzen Parkplatz unter Wasser setzten, zwangen mich zu einer Unterbrechung der Tour.
Deshalb gibt es davon einen zweiten Teil:
Insgesamt waren es 135 km bei 500 Höhenmetern in den vermeintlich flachen Niederlanden. Morgen sollten es nach ursprünglicher Planung sogar fast 200 km werden.
Ich hatte schon im letzten Beitrag des Tages, nachdem ich ziemlich erschöpft am Hotel angekommen war, von einer »Lösung« gesprochen, war nur zu so später Stunde nicht mehr darauf eingegangen.
Während des Aufenthaltes bei McDonald’s während des Unwetters und zu der Zeit schon weit fortgeschrittener Stunde, es fing bereits an zu dämmern, habe ich lange mit Michaela, meiner Frau, telefoniert.
Ich war schon am dritten Tag meiner Reise vollkommen fertig und vor allem auch unheimlich frustriert. Frustriert darüber, dass ich die Situation selbst so falsch eingeschätzt hatte: sowohl das Wetter und seine Auswirkungen, den Wind in dieser Region Europas als auch meine eigene Leistungsfähigkeit bzw. die Auswirkungen eines Anhängers am Fahrrad.
Übrigens habe ich ein paar Tage später an der belgisch-französischen Grenze ein Ehepaar getroffen, das eingeschworene Reiseradler ist. Ganz klassisch auf Trekking-Rädern, noch ganz ohne E‑Unterstützung, sind sie unterwegs.
Als wir ins Gespräch kamen und sie von ihren Touren erzählten. 10 000 km durch Asien, unter anderem Vietnam, Kambodscha, Thailand und Malaysia, 10 Wochen Rundreise durch Spanien und Portugal und wo sie noch alle gewesen waren – da kamen wir natürlich auch auf das Wetter der vergangenen Tage zu sprechen. Irgendwie war das bei allen Gesprächen auf meiner Tour bisher mit anderen Radfahrern ein Thema: Wie kommt man mit dem Wetter und den Bedingungen klar, wie gut erreicht man seine Ziele?
Selbst diese hart gesottenen Radfahrer mit sicherlich 100-mal mehr Erfahrung, als ich sie je haben werde, berichteten, dass sie sich so ziemlich zur gleichen Zeit wie ich auf ihren Rädern nur mit 5–7 km/h gegen den Wind Richtung belgische Grenze gequält hätten, mehr wäre bei dem Wind nicht möglich gewesen.
Genau das zeigt ein Problem oder besser gesagt einen Effekt, bei dem ein E-Bike den Fahrer kräftig täuscht. Bis zu einem gewissen Grad gleicht der Antrieb entstehende Schwierigkeiten wie eben einen Anhänger mit erhöhtem Rollwiderstand, mehr Gepäck oder eben heftigen Gegenwind relativ einfach aus.
Nehmen wir mal einen Modus mit einer Unterstützung von bis zu 300 % (letztlich ist die Prozentzahl dabei aber gar nicht so relevant), dann sind diese Angaben immer „bis zu…“- Angaben. Leistet der Fahrer unter normalen Bedingungen bereits so viel, dass er schon fast an der 25-km/h-Grenze schnuppert, bis zu der das Rad überhaupt unterstützt, dann packt das Rad nur so viel Leistung obendrauf, wie nach Berechnung seiner Sensorik erforderlich ist, um dieses vordefinierte Wunschtempo (eben die 25-km/h-Grenze) zu erreichen. Sollten dafür einfach mal theoretisch angenommen nur 10 % zusätzliche Unterstützung notwendig sein, dann würde auch nur das geleistet.
Führen nun äußere Bedingungen dazu, dass mehr Unterstützungsleistung gebraucht wird, dann steuert das Rad mehr hinzu. Der Fahrer selbst merkt diesen Unterschied nicht unbedingt. Er hört ihn vielleicht durch einen etwas geräuschvolleren Motor.
Wo sich das Ganze aber ganz sicherlich rasch bemerkbar machen wird, das ist in der maximalen Reichweite, die in solchen Fällen deutlich sinkt.
Richtig bemerkbar macht sich das für den Fahrer erst dann, wenn selbst bei 300 % Unterstützung das angepeilte Ziel eben nicht mehr erreicht werden kann. Also wenn z. B. die vom Fahrer abgegebene Leistung plus die 300 % Addition durch das System eben aufgrund extremer Witterung nicht mehr ausreichen, um die angestrebten 25 % zu erreichen.
Da, wo also der Biobiker (als Begriff für den nicht E-Bike-Fahrer) immer direkt den Auswirkungen der Umwelt in seinen Fahrleistungen und Ergebnissen ausgesetzt ist, wird der E-Biker im Prinzip ein wenig getäuscht und „wundert“ sich, wenn er sich mit diesen Themen nicht ausreichend beschäftigt, dann über den plötzlich so schnell leer werdenden Akku.
Und genau daraus ergibt sich dann das nächste Problem. Zur Erreichung der Fahrtziele muss die kürzere Reichweite des Akkus dann mit zusätzlichen Ladezyklen ausgeglichen werden. Doch diese benötigen Zeit. Dazu hatte ich ja aber auch schon ausführlich geschrieben.
Es war einfach nicht mehr zu leugnen: Die ursprüngliche Planung, in 8 Tagen in Frankreich sein zu wollen, war einfach nicht zu halten. Vollkommen utopisch und für mich zum aktuellen Zeitpunkt auch einfach unmöglich umzusetzen. Ob ich überhaupt jemals eine solche Fitness erreichen würde, solche Strecken in Zukunft zu schaffen, bleibt außerdem fraglich. Zumindest nicht, solange auch noch Ladepausen eingeplant werden müssen.
Die Möglichkeit, einfach auf die Schnelle einen zweiten Akku zu besorgen, scheidet aus zwei entscheidenden Punkten aus. Ein passender Akku kostet aktuell rund 1200 bis 1300 EUR, das gibt meine Kasse gerade nicht her, und selbst wenn doch, die Verfügbarkeit dieses Akkus ist nicht gerade hoch. Man findet zwar viele Angebote dazu im Netz, aber die tatsächliche Lieferbarkeit lässt zu wünschen übrig. Ferner gilt der Akku als bisweilen etwas problembehaftet, ein triftiger Grund, lieber ein paar Euro mehr dafür beim Händler seines Vertrauens zu bezahlen und den Akku nicht an beliebiger Stelle bei einem Versender und schon gar nicht in einem fremden Land bei einem ansonsten gänzlich unbekannten Händler zu erwerben.
Es blieb daher nicht nur das Eingeständnis, dass die Tour so nicht zu schaffen ist, sondern er gab damit nur die Möglichkeit eines Abbruchs der Tour oder alternativ die Tour so umzuplanen, dass dabei kürzere Tagesetappen bei herauskommen würden. Letzteres würde aber bedeuten, mehr Tage auf dem Rad = weniger Tage gemeinsamer Urlaub mit Michaela.
Mir widerstrebte diese Vorstellung, denn schließlich war es unser gemeinsamer Urlaub, auf den wir uns schon lange gemeinsam gefreut hatten. Aber jetzt alles hinschmeißen, die Radtour, auf die ich mich seit so vielen Monaten bereits gefreut hatte, für die schließlich sogar unbedingt jetzt schon in diesem Jahr das neue Fahrrad gekauft hatte und nicht mehr hatte warten wollen, einfach absagen?
Wir haben lange telefoniert und darüber gesprochen. Bei einem Abbruch der Tour würde ich vielleicht noch monatelang mit mir hadern, frustriert sein, mein Ziel nicht erreicht zu haben. Klar, auch jetzt würde ich das Ziel zumindest nicht in 8 Tagen erreichen. Aber eine Neudefinition des Ziels könnte ja eben auch sein, die Touri in kleinere Etappen einzuteilen und sie so auf diesem Weg dennoch zu schaffen.
Ich bin mir bewusst, viele andere Partnerinnen, hätten in solch einem Szenario eine Menge schlechte Laune verbreitet, es wäre womöglich zu Streit gekommen, denn schließlich würde diese Option einen weitestgehenden Verzicht auf den gemeinsamen Urlaub bedeuten. Meine Frau war ja selbst noch gar nicht los gereist, denn die ursprüngliche Planung sah ja vor, gemeinsam in Frankreich einzutreffen. Würde ich nun meine Touren umplanen und es ansonsten dabei bleiben, dass Michaela wie geplant nach Frankreich reisen würde, dann würde das bedeuten, dass sie mehr als die Hälfte des Urlaubs allein in Frankreich verbringen würde, denn ein Verschieben des Urlaubs war bei ihr nicht möglich.
Sie würde also einen großen Teil der geplanten gemeinsamen Zeit opfern müssen, damit ich meine Radtour würde zu Ende fahren können. War das vielleicht zu sehr »Egotrip«, sollte ich ein solches Angebot überhaupt annehmen?
Aber was würde ein Abbruch der Tour bedeuten? Ich war jetzt 3 Tage unterwegs. Noch immer wären bis zum Start unseres gemeinsamen Urlaubs knapp 5 Tage Zeit. Das würde selbst bei kürzeren Etappen reichen, die Rückfahrt nach Hause anzutreten und dann doch gemeinsam mit dem PKW in den Urlaub nach Frankreich zu fahren.
Letztlich einigten wir uns aber darauf, dass ich meine Tour fortsetzen sollte. Michaela verstand die für mich persönliche Bedeutung dieser Reise und fand es wichtiger, dass ich diese fortsetze, um endlich diesen seit Jahren gehegten und schwelenden Traum umzusetzen. Mein persönliches Urlaubsziel sollte also Vorrang vor dem gemeinsamen Urlaub haben.
Ich kann gar nicht beschreiben, wie glücklich ich in diesem Moment war. Glücklich eine Frau zu haben, die so viel Verständnis aufbringt, die für mich persönliche Bedeutung dieser Reise zu verstehen, die bereit ist, selbst hinter diesen Zielen zurückzustecken und die mir auch klar zu verstehen gibt „setzt diese Reise fort, wenn es irgendwie möglich ist!“
Das brachte aber nun gleich mehrere neue Herausforderungen mit sich, die auch Auswirkungen hier auf den Blog haben werden. Die gesamte Reise musste umgeplant werden. Hatte ich mir vorher dafür wochenlang Zeit genommen, jede Route genau optimiert, mir auf Komoot jede Abzweigung, jede Straße über Streetview angesehen, so hatte ich diese Zeit jetzt nicht.
Ich hatte meine Unterkünfte alle über Booking gebucht. Dort hat man zwar oft die Möglichkeit bis zu einem gewissen Stichtag kostenlos stornieren oder die Reise sogar verschieben zu können, aber genau das musste jetzt in Angriff genommen werden, denn die Stichtage wann ein letztes Storno oder Umbuchen möglich würde, rückten immer näher.
Das würde viel Zeit in Anspruch nehmen, Zeit die ich an anderer Stelle »wegnehmen« musste, denn auch wenn ich die täglichen Fahrtstrecken jetzt halbieren würde, bedeutete das bei den aktuellen Witterungsbedingungen immer noch mindestens 1-mal am Tag nachladen und nahezu den ganzen Tag auf dem Rad zu sitzen. Da würde das Schreiben des Blogs also zunächst hinten anstehen müssen, die Reiseplanung hatte Vorrang.
Das bedeutete auch mein Versprechen möglichst zeitnah den Blog hier passend zu den Reisetage aktuell zu halten würde nicht mehr gelingen. Einen Tod muss man nun mal bekanntlich sterben. ![]()
Den Blog nicht mehr tagesaktuell halten zu können, damit würde ich aber gut leben können. Ich entschied mich stattdessen meine Eindrücke in Tondukumenten festhalten und später Stück für Stück zu verschriftlichen. Es wird also mehr „Nachträge“ hier geben als geplant und dieser ist bereits der Erste davon.
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