Insolvenz des Arbeitgebers – Eine verzichtbare Erfahrung

„Kundenzufriedenheit schützt vor Pleite nicht“

so titelte die Computerwoche, und wer von uns , von meinen Kollegen hätte noch vor nicht einmal drei Monaten damit gerechnet? Damals saßen wir alle noch freudestrunken in einem großen Zelt beisammen und uns und unseren Erfolg. Immerhin hatten wir 15-jähriges Jubiläum. Ja klar es gibt die Binsenweisheit, wenn sich in einer Firma plötzlich zu viel verändert, plötzlich viel investiert oder auch personell umstrukturiert wird, dann liegt bereits der Hase irgendwo im Pfeffer. Dennoch hätte im Kreis der Angestellten wohl niemand mit einer solchen Entwicklung gerechnet.
Klar, sie kam für uns letztlich nicht ganz so überraschend wie es in der Presse wirken mag, man hört den Buschfunk, bekommt schon ein Stück weit mit, was in den Gängen und Büros so passiert. Doch hierbei ging es eher um Tage, als um Wochen, in der sich die nun in der Insolvenz gipfelnde Entwicklung abzeichnete.
Doch wenn man nun als mehr oder weniger „Insider“ hört, welche Gerüchte alle gekocht werden, welche „Informationen aus erster Hand“ nun alle wie die Sau durchs Dorf getrieben werden, und jeder glaubt zu wissen, wie es ganu genau gewesen ist, ja im Nachgang sogar gerichtlich schmutzige Wäsche gewaschen wird zwischen sich im Klinsch liegenden Parteien, dann kann ich darüber nur ein Stück weit den Kopf schütteln, denke nichts wird genau so gewesen sein, wie es nach außen kommuniziert wurde, weder von der einen, noch von der anderen Seite. Jeder erzählt seine eigene Version der Geschichte und die Schwächsten in der Runde werden zu Bauernopfern.
Aber ein jeder möge sich doch auch so seine eigenen Gedanken machen und dabei auch ein wenig nachdenken. Genau, nachdenken, nicht nachplappern, nicht spekulieren auf Bais wilder Gerüchte.
Eine Firma, die ein Jahr zuvor noch zu einem der besten mittelständischen Systemhäuser gekürt wird, und zwar nicht von irgendwelchen oberschlauen Gremien, sondern auf Basis von Kundenbefragungen, Meinungen, die man sich nicht erkaufen sondern erarbeiten muss, kann so viel nicht falsch gemacht haben.
Eine Firma, der nach der Prüfung aller Unternehmensfinanzen und Unterlagen vom Insolvenzverwalter eine positive Fortbestandsprognose bescheinigt wird, erst recht nicht. Und eine Firma um dessen Übernahme nach Bekanntwerden der Insolvenz sich beim Insolvenzverwalter mehr als ein dutzend Firmen um eine Übernahme bewerben muss wirklich viel richtig gemacht haben, sonst wäre ihre Insolvenzmasse nicht so attraktiv.
Da müssen eigentlich ganz gute Strukturen vorhanden gewesen sein und gute Mitarbeiter an Board gewesen sein. Ohne dies hätte es weder eine derart positive Rückmeldung von Kunden gegeben, nicht über Jahre derart positive Geschäfte und nicht ein so gut eingespieltes Team.

Das ist meiner Meinung nach die wirklich einzige legitime Frage. Und dafür kann es eigentlich nur einen klaren Verantwortlichen geben. Ich brauche hier sicherlich nicht an die Pflichten eines ordentlichen Kaufmanns erinnern, nicht einzelne Paragraphen des GmbH-Gesetzes, des HGB oder des AktG zitieren, Mitarbeiter haben das Geld sicherlich nich in Säcken heimlich nach Hause getragen oder Karrenweise goldene Löffel gestohlen. Aber sie sind jetzt die, die am stärksten betroffen, vor einer unsicheren Zukunft stehend, alle Lasten auf ihren Schultern zu tragen haben, währne die eigentlich Verantwortlichen in gefälligem Selbstmitleid, ungetrübter Überheblichkeit und schmolliger Eitelkeit sich gegenseitig den schwarzen Peter zuschieben und dabei doch weitestgehend unbeschadet davon kommen, während ein paar dutzend Mitarbeiter echte Sorgen um ihre Existenz haben.

Es ist ja nicht so, dass man davon nicht schon gehört hätte, dass nicht solche oder ähnliche Szenarien von großen Firmenpleiten oder Zusammenschlüssen bekannt wären, aber nun wird auch der eines Besseren belehrt, der blauäugig geglaubt hat, in einer kleines Firma auf dem Lande, kollegial, familiär geführt, da wäre die Welt noch in Ordnung und letztlich alles anders.
Nein nichts ist anders.
Und so ist allen Kollegen, egal wohin sie ihr Weg in Zukunft führen wird, egal ob weiter im Team unter einem Dach oder doch lieber auf neuen, eigenen Wegen viel Glück und Erfolg zu wünschen und dass es beimn nächsten Arbeitgeber besser wird. Ja, man mag es mir anmerken, ich bin enttäuscht. Enttäuscht und frustriert und entsetzt. Weil es immer wieder nachdem selben Muster abläuft, nur gestraft sind am Ende die, die immer am fleißigsten ihre Arbeit ganz brav verrichtet haben.

© 2010 – 2019, DeBussy. All rights reserved.